Projekt des Monats - EinDollarBrille in Malawi

19.06.2018

Mehr als 150 Mio. Menschen auf der Welt bräuchten eine Brille, können sich aber keine leisten. Seit 2014 führt das Projekt EinDollarBrille in Malawi Sehtests durch, baut Brillenzentren auf und stellt den Menschen bezahlbare Brillen zur Verfügung.

Kinder können nicht lernen, Erwachsene nicht arbeiten und für ihre Familien sorgen. Mehr als 150 Mio. Menschen auf der Welt bräuchten eine Brille, können sich aber keine leisten. Der Einnahmeausfall dieser Menschen beträgt rund 120 Mrd. US-Dollar pro Jahr. Dieser Betrag entspricht in etwa der jährlichen weltweiten Entwicklungshilfe! Die Materialkosten pro Brille betragen rund einen US-Dollar. Der Verkaufspreis beträgt 2 bis 3 ortsübliche Tageslöhne. Alle EinDollarBrillen werden lokal von 9 Produzenten hergestellt.

Hilfe und Wertschöpfung im Land
EinDollarBrille baut soziale Unternehmensstrukturen und Wertschöpfung vor Ort auf. Die Herstellung erfolgt in den Ländern, das Projekt schafft somit wertvolle Arbeitsplätze. Malawi ist eines der ärmsten Länder der Welt, wir sind dort seit 2014 tätig. Der Bereich der augenoptischen Grundversorgung ist extrem unterentwickelt – es gibt nur ein geringes Angebot an Optikern mit meist zu hohen Preisen für die breite Bevölkerung. Vielen Menschen fehlt es am Notwendigsten. Bereits eine geringe Verschlechterung der Lebenssituation, z.B. durch Altersfehlsichtigkeit, die zum Verlust der Arbeitsfähigkeit führt, oder eine Benachteiligung in der Schule, kann sich für die Betroffenen fatal auswirken. Von unseren Aktivitäten profitieren hauptsächlich einkommensschwächere Menschen.

Brillenzentren mit ausgebildeten Optikern
EinDollarBrille verfolgt mehrere Ansätze, um möglichst viele Menschen mit einer Brille zu versorgen. Mittlerweile gibt es sechs Brillenzentren in Malawi, die von insgesamt 17 Optikern betreut werden. Dort wird auch eine einjährige Ausbildung zum Optiker angeboten. Das Medical Council of Malawi hat das Ausbildungskonzept der EinDollarBrille autorisiert, die abgeschlossenen Optiker dürfen Brillen verschreiben. Dadurch können wir einen wesentlichen Beitrag zur augenoptischen Versorgung leisten.

Mobile Kampagnen
Mit mobilen Kampagnen werden auch abgelegene Gebiete versorgt. Dort macht EinDollarBrille auch Werbung für die Brillenzentren. Bei Kampagnen in Schulen, Dörfern oder Kirchengemeinden koordinieren 3 bis 4 Mitarbeiter die Sehtests, die Brillenausgabe und -anpassung. Wir besuchen Schulen, testen die Augen der Kinder und geben gespendete Brillen aus. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir früh ansetzen müssen: Fehlsichtige Kinder, die bereits in der Grundschule nicht mitkommen, besuchen kaum eine weiterführende Schule. Auf diese Weise können wir die Chancen auf Bildung und Arbeit erhöhen.

Geschichten und Erfahrungen
Die Menschen in Malawi reagieren sehr positiv auf unsere Brillen, auch wenn es viele gibt, die mit Problemen zu kämpfen haben, die einen Brillenkauf in den Hintergrund rücken lassen. Vor allem unsere Brillenzentren genießen zusehends mehr Aufmerksamkeit, da die Kundinnen und Kunden dann vorbeikommen können, wenn sie das nötige Kleingeld angesammelt haben. Wir haben in den letzten Jahren viele Geschichten sammeln können, wie die EinDollarBrille Menschen geholfen hat. Ein Mädchen erzählte uns, dass sie immer in der Pause direkt an die Tafel gegangen ist, um das Geschriebene lesen und verstehen zu können – nun kann sie dem Unterricht ohne Probleme folgen und ihren Wissensdurst stillen. Eine ältere Frau kann nun ihre Familie unterstützen, da sie durch die Brille wieder Nähen kann. In ähnlicher Weise konnten wir seit 2012 insgesamt 100.000 Menschen mit einer EinDollarBrille unterstützen (davon 18.800 in Malawi). Mittlerweile arbeiten fast 80 Personen in 8 Projektländern für die EinDollarBrille. Oft hängt an einem Arbeitsplatz noch eine große Familie – durchaus 10 Personen – die durch das zusätzliche Einkommen besser leben können.

Herausforderungen
Auf dem Land ist es in der Tat schwerer, Menschen für unsere Produkte zu gewinnen. Das Durchschnittseinkommen in Malawi beträgt 300 US-Dollar pro Jahr, auf dem Land ist es noch einmal deutlich weniger. Zum Glück können wir immer mehr Institutionen und Privatspender in Malawi gewinnen, die unsere Brillen subventionieren und dafür noch erschwinglicher für solchen Menschen machen. Auch sind wir gerade dabei ein spezielles Programm aufzubauen, das auf diese Menschen mit besonders wenig Geld abzielt.

Kontakt:

EinDollarBrille e.V.
Eva-Lena Kurz
Böhmlach 22, 91058 Erlangen
+49 (0) 711 25 51 59 60
evalena.kurz(at)onedollarglasses.org

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