Aktuelle Au-pair-Umfrage: Vor Corona hatten deutsche Gastfamilien noch gute Chancen auf ein Au-pair
12.08.2020
Knapp 15.000 Au-pairs kamen 2019 nach Deutschland – erneut mehr als im Vorjahr. Im Ausland konnte der Bedarf an Au-pairs im letzten Jahr nicht befriedigt werden. Besonders britische Gastfamilien warteten vergeblich auf deutsche Bewerber*innen. Schon vor dem weltweiten Lockdown deutete sich ein Agentursterben in Deutschland an. In seiner Umfragestudie „Au-pairs in Deutschland und weltweit“ stellt der Au-pair-Versicherer DR-WALTER aktuelle Daten und Informationen zu Au-pairs und Gastfamilien vor.
Wechselnde Herkunftsländer
Die meisten Au-pairs in Deutschland stammten genau wie im Vorjahr aus Kolumbien, Georgien und der Ukraine. Auf den Plätzen 4 bis 10 stehen 2019 Russland, Tansania, Indonesien, Mexiko, Brasilien, Tadschikistan und Simbabwe. Die wechselvolle Visumspolitik der Bundesregierung erschwert deutschen Au-pair-Agenturen die Arbeit, denn sie müssen immer wieder neue Partneragenturen im Ausland aufbauen, über die sie Bewerber*innen vor Ort finden. Schon vor Corona war die Beantragung des Au-pair-Visums eine langwierige Prozedur, die je nach Land zwischen 12 und 16 Wochen dauerte. Rund 7.900 Au-pairs erhielten 2019 ein Visum für Deutschland. Aus der EU kamen etwa 7.000 Au-pairs, die kein Visum benötigen.
Weitere Agentur-Schließungen erwartet
Während es in Deutschland zu Beginn des Jahres 2019 noch 160 Agenturen gab, die junge Au-pairs im Alter zwischen 18 und 30 Jahren vermittelten, waren es ein Jahr später nur noch rund 150. Durch die Corona-Krise dürfte es 2021 zu einem noch größeren Agentursterben kommen. Wenn Au-pairs nicht von einer Agentur betreut werden, sondern auf eigene Faust nach Deutschland kommen, geraten sie bei Problemen mit ihrer Gastfamilie schnell unter Druck. Sie dürfen ihren Au-pair-Status nicht verlieren und wenden sich - häufig parallel an mehrere - Agenturen, um in eine neue Familie vermittelt zu werden. Grund für die Konflikte sind in den meisten Fällen zu lange Arbeitszeiten.
Zielländer deutscher Au-pairs im Wandel
USA als einstiges Au-pair-Land Nummer eins verliert für junge Deutsche an Attraktivität. Wie alle ausländischen Arbeitskräfte sind auch Au-pairs Opfer der Anti-Einwanderungspolitik von US-Präsident Donald Trump. In Großbritannien ist es der Brexit, der vielen jungen Deutschen die Lust auf die Insel verdorben hat, was von britischen Familien zutiefst bedauert wird.
Überall auf der Welt mehr Gastfamilien als Au-pairs
Der Bedarf an Au-pairs ist weltweit riesig. Gastfamilien gibt es überall mehr als genug. Aber es fehlen die Au-pairs. Au-pair steht in starker Konkurrenz zur Freiwilligenarbeit und Work and Travel, auch wenn diese Programme deutlich teurer sind. Die Corona-Krise, deren Ende noch nicht abzusehen ist, hat den internationalen Schüler- und Jugendaustausch und damit auch das Au-pair-Programm empfindlich getroffen. Familien hätten wegen der Schul- und Kindergartenschließungen dringender denn je ein Au-pair gebraucht. Aufgrund der Einreisebeschränkungen sind Au-pair-Vermittlungen allerdings bis heute kaum möglich.
Umfassende Datenquelle
Die Konjunkturumfrage "Au-pairs in Deutschland und weltweit" liefert jährlich aktuelle Zahlen und Fakten zum Au-pair-Wesen. Sie beruht auf einer repräsentativen Umfrage unter 59 Au-pair-Agenturen und Gesprächen mit Au-pair-Experten. Die Studie wird von DR-WALTER Auslandsversicherungen herausgegeben und erscheint im Calypso Verlag.
Zur vollständigen Umfrage als PDF
Zur Infografik zum Download