Je höher ihr universitäres Ausbildungslevel steigt, umso mobiler werden Studierende.

OECD-Studie: 4,6 Millionen Studierende und Doktoranden sind international mobil

15.11.2017

Die Zahl der Studierenden, die international unterwegs sind, ist nach einem OECD-Bericht seit Mitte der 1970er-Jahre von 800.000 auf 4,6 Millionen gewachsen. Die Studierenden werden umso mobiler, je höher ihr universitäres Ausbildungslevel steigt. Die meisten kommen aus Asien, das beliebteste Gastland sind die USA.

Studieren im Ausland ist mittlerweile nicht mehr nur eine persönliche Erfahrung, sondern auch ein Wettbewerbsvorteil. Das Auslandsstudium ist eine Chance, hochwertige Bildung zu erlangen und Fähigkeiten zu erwerben, wie es vielleicht im Heimatland nicht immer möglich ist. Ein Auslandsstudium verbessert häufig den Zugang zu globalisierten Arbeitsmärkten. Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern und andere Kulturen kennenzulernen sind weitere Gründe, die für eine Zeit im Ausland sprechen. Die Zahl internationaler Studenten ist innerhalb einer Generation von 800.000 Mitte der 1970er-Jahre auf 4,6 Millionen angestiegen. 2015 waren allein in den OECD-Ländern 3,3 Millionen Studenten im Austausch. Bis 2010 ist die Zahl exponentiell angestiegen, seitdem hat sich das Wachstum etwas verlangsamt.

Positiver Effekt für die Gastländer
Nicht nur für Studierende, auch für die Gastländer hat der internationale Austausch einen positiven Effekt. Zum einen sind die Studierenden ein Wirtschaftsfaktor, denn neben Studiengebühren fallen auch Ausgaben für Miete und sonstige Lebenshaltung an. Zum anderen haben gut ausgebildete internationale Studenten einen positiven Einfluss auf den Arbeitsmarkt des Gastlandes, sie tragen zum Wissenstransfer, zur Innovation und zur wirtschaftlichen Entwicklung bei. Für die Herkunftsländer sind die entsendeten Studenten keineswegs nur verlorene Talente. Oft kehren sie zurück und tragen so zum Wissenstransfer in ihre Heimatländer bei.

MINT-Fächer sind besonders international
Ein Drittel der internationalen Studierenden in der OECD sind in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) eingeschrieben. Häufig lassen sich diese Fächer einfacher in einer Fremdsprache studieren als geistes- oder sozialwissenschaftliche Fächer. 28 Prozent studieren Wirtschafts-, Verwaltungs- oder Rechtswissenschaften. Diese Fächer versprechen wie die MINT-Fächer gute Jobaussichten und bieten ein hohes Innovationspotenzial.

Doktoranden sind besonders mobil
Je weiter die wissenschaftliche Laufbahn fortschreitet, umso internationaler werden die Studiengänge: Während 5,6 Prozent der Studenten international unterwegs sind, sind es bei den Doktoranden über 25 Prozent. Den größten Anteil daran haben die USA, die viermal so viele Doktoranden wie Masterstudenten aufnehmen: 37,8 Prozent vs. 9,5 Prozent aller eingeschriebenen Studierenden. Dafür gibt es verschiedene Gründe: in manchen Herkunftsländern ist das Angebot an Promotionsstudiengängen eingeschränkt; außerdem lockt viele der Ruf angesehener ausländischer Universitäten.

Englischsprachige Länder sind besonders beliebt
Einige Länder spielen im Austausch eine stärkere Rolle als andere. Die englischsprachigen Länder wie Australien und Neuseeland haben einen hohen internationalen Anteil – von 100 Studierenden kommen 18 aus dem Ausland. Verschiedene kleineren Ländern gelingt es ebenfalls, internationale Studierende zu gewinnen: Österreich (18 Prozent), Belgien (12 Prozent), Luxemburg (22 Prozent) und die Schweiz (20 Prozent). Einige osteuropäische Länder wie Estland, Lettland, Litauen und die Slowakei sind weniger gut in den Austausch eingebunden. Hier gehen mehr einheimische Studenten in andere Länder als internationale Studenten ins eigene Land kommen.

USA sind Gastland Nummer eins
70 Prozent der Studierenden im Ausland verteilen sich auf fünf Länder. Von 3 Millionen internationalen Studenten in der OECD sind 907.000 an US-Universitäten eingeschrieben, 431.000 im Vereinigten Königreich und 294.000 in Australien. Damit sind die größten Gastländer die fortgeschrittenen englischsprachigen Länder wie die USA (30 Prozent aller internationalen Studenten auf dem Gebiet der OECD), das Vereinigte Königreich (14 Prozent) und Australien (10 Prozent). Auch Frankreich, Deutschland und die Russische Föderation ziehen eine große Zahl an Studenten an.

Die meisten Studierenden kommen aus Asien
Studierende aus Asien sind mit 1,56 Millionen die größte Gruppe, 612.000 davon kommen aus China. Drei Viertel der asiatischen Studierenden verteilen sich auf die USA, Australien und das Vereinigte Königreich. Die zweitgrößte Gruppe sind Europäer mit 782.000 Studierenden – 82 Prozent von ihnen bleiben jedoch innerhalb Europas. Insgesamt studieren 1,52 Millionen Internationale in der Europäischen Union, davon 239.000 in Frankreich (41 Prozent aus Afrika) und 229.000 in Deutschland (42 Prozent aus anderen europäischen Ländern). Afrika und Amerika spielen als Entsendestaaten eine untergeordnete Rolle.

OECD-Bericht: Education at a Glance 2017

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